Stolpersteinprojekt des Evangelischen Gymnasiums

Schüler*innen der Klassen 8a und 8b trugen beim Verlegen der Steine Texte vor

Zum Stolpersteinprojekt des Evangelischen Gymnasiums 2021

Angesichts der Tatsache, dass 76 Jahre nach Ende der Herrschaft des Nationalsozialismus und des Holocausts, kaum noch Zeitzeugen leben, die über die Verbrechen dieser Zeit berichten können, hatten die Geschichtslehrerinnen Regine Richert und Beate Tietze-Feldkamp überlegt, in den Geschichtszusatzkursen der Jahrgangstufe Q2 die deutsche Erinnerungskultur im Laufe der letzten 76 Jahre zu thematisieren.

Dabei erschien das Stolpersteinprojekt von Gunter Demnig als eine gute Idee um Erinnerungskultur zu reflektieren.

Die Auswahl zweier Familien fiel nicht leicht, da es viele in Lippstadt gegeben hat, die im Holocaust ermordet wurden oder aus Deutschland fliehen mussten.

Mit Unterstützung von Frau Dr. Claudia Becker aus dem Stadtarchiv, fiel die Entscheidung auf die Familien Grüneberg und Levy.

Dr. Max Grüneberg war Arzt in Lippstadt, sozial sehr engagiert und bei seinen Patienten beliebt.

Seine Frau Dina, geb. Neukamp, war politisch aktiv (trat für die DDP an) und die Tochter Louise ging auf das Evangelische Lyceum, unsere Vorgängerschule.

Ihr letzter freiwillig gewählter Wohnsitz war die Wilhelmstraße 17 (heutige Woldemei Straße).

Dr. Max Grüneberg starb 1937 eines natürlichen Todes und ist auf dem jüdischen Friedhof in Lippstadt begraben.

Dina Grünebergs Leidensstationen waren in Lippstadt das "Judenhaus" am Soesttor 2, danach das "Judenhaus" in Rüthen, von dort aus erfolgte am 27.07.1942 über Dortmund die Deportation nach Theresienstadt. Am 23.09.1942 wurde Dina Grüneberg nach Treblinka gebracht und ermordet.

Die Tochter Louise wurde vom "Judenhaus" in Lippstadt am 28.04.1942 nach Zamosc verschleppt und ermordet.

Die einzige Überlebende dieser Familie war eine Cousine von Luise, Lotti Lawson, der die Flucht in die USA (Chicago) gelang.

Zur Familie Levy gibt es erheblich mehr zu berichten. Ihre Geschichte ist besser erschlossen und es gab und gibt überlebende Holocaustopfer aus dieser Familie.

Der Vater Max Levy wurde wie sein Bruder Ludwig in der Reichspogromnacht 1938 verhaftet, ins KZ Sachsenhausen verschleppt und gefoltert. Ende Dezember entlassen, kamen beide zum Sterben nach Hause.

Die Ehefrau Lucia Levy wurde erst ins KZ Riga und dann ins KZ Stutthof deportiert, wo sie an Typhus gestarb.

Die beiden Kinder Georg und Ursula Levy überlebten den Holocaust nur knapp. George Levy-Mueller ist mittlerweile 91 und lebt noch in Chicago.

Er und seine Schwester Ursula wurden bei niederländischen Nonnen versteckt. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurden sie entdeckt und in das KZ Bergen-Belsen deportiert.

"Im Frühjahr 1945 geht es auf einen dreiwöchigen Transport im Viehwaggon ins KZ Theresienstadt. Am 23. April wird der Zug aber bei Tröbitz in Sachsen von der Roten Armee gestoppt. 320 der in die Waggons Eingesperrten sind auf der Fahrt verhungert. Die Haare der Levy-Kinder sind grau und fast sterben sie nach der Befreiung noch an Typhus." (siehe: www.kiz-online.de/kinder-die-durch-die-hölle-gingen)

Die Beschäftigung mit diesen Familienschicksalen mündete tatsächlich in die Verwirklichung des Stolpersteinprojektes. Da sich die Recherchen über ein Jahr hinzogen, haben sich Schüler*innen der Klassen 8a und 8b weiterhin mit dem Verfassen von Texten auseinandergesetzt, die sie dann bei der Verlegung vorgetragen haben.

An dieser Stelle sei ausdrücklich betont, dass alle Zuhörende, unter anderen besonders die Tochter von George Levy-Mueller, von der anrührenden und würdevollen Präsentation der Kinder beeindruckt waren.

Artikel in der Tageszeitung - Der Patriot

Stolpersteine in Lippstadt im WDR-Fernsehen - Lokalzeit Südwestfalen

www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/suedwestfalen/videos/video-stolpersteine-in-lippstadt-100.html

21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__54_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__89_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__92_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__93_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__96_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__99_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__100_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__101_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__102_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__105_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__107_.jpg
21_12_17_Verlegung_Cappelstraße__192_.jpg
21_12_17_Verlegung_Woldemei__12_.jpg
21_12_17_Verlegung_Woldemei__99_.jpg
21_12_17_Verlegung_Woldemei__102_.jpg
21_12_17_Verlegung_Woldemei__105_.jpg
21_12_17_Verlegung_Woldemei__109_.jpg
21_12_17_Verlegung_Woldemei__111_.jpg